Interview: Gabi Vogt – Flachs Sugo Tandem – Geschichten aus dem Schrebergarten

 


Bild: Gabi Vogt

Gabi, wie ist die Idee zu eurem Buch entstanden?

Stephanie Elmer, die Autorin hat den Anstoss dazu gegeben. Als Schauplatz von Lebensgeschichten – was würde sich besser dazu eignen als die Welt der Schrebergärten? In diesen Mikrokosmos einzutauchen, dieses fremde Biotop mit ihren Eigenheiten zu erkunden war eine Motivation zur Entstehung des Buches. Als Ort haben wir dafür die Schrebergartenlandschaft von Luzern gewählt.

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Schrebergärten galten ja lange als kleinbürgerliche Hochburgen mit Gartenzwergdenken – Was für Erfahrungen habt ihr in den Gesprächen gemacht?

Wir hatten auch diese Vorurteile, teilweise. Wir haben dann einen Lebensraum kennengelernt der in jeder Hinsicht vielfältig ist. Die Geschichten von den Protagonisten entführten uns in eine Welt, die ein Abbild unserer Gesellschaft in der Stadt ist. Multikulturell, junge Familien, ältere Menschen, die schon seit gefühlter Ewigkeit im Garten werkeln, die ganze Brandbreite des alltäglichen Lebens in verdichtetem Zusammensein. Ein sehr schönes Beispiel dazu ist das Tandem. Junge Familien übernehmen einen Garten von den älteren Vorbesitzern und gärtnern so gemeinsam. Die Älteren können so die Erfahrung an die Jüngeren weitergeben und sich langsam auf weniger Fläche beschränken und die Jüngeren lernen so in kleinen Schritten wie man einen Garten unterhält und Gemüse anbaut.

 

«Die Schrebergärten sind ein Mikrokosmos voller Lebensgeschichten»

 

Schrebergärtnern ist längst Trend geworden. Was denkst du sind die Gründe dafür?

In unseren Gesprächen haben sich mehrere Beweggründe herausgebildet. Die eigenen Lebensmittel anzubauen war dabei immer ein Hauptkriterium. Das Wissen, woher die eigenen Lebensmittel kommen und sich damit auch selber mit Gemüse und Kräutern zu versorgen ein wichtiger Aspekt dabei. Erstaunt war ich, wie gross das ökologische Bewusstsein der Menschen dabei war.

 

In Berlin, Zürich und anderen Städten kommen die Schrebergärten unter Druck – sie sollen Wohnungen oder Bauprojekten weichen – Habt ihr auch solche Erfahrungen im Buchprojekt gemacht?

Ja, diese Erfahrungen sind uns auch begegnet. Schrebergärten die aufgelöst wurden und die langjährige Besitzer sprachlos und traurig zurück liessen. Wie die 91 Jährige Rösli (sie kommt im Buch auch vor), die so ihren geliebten Garten und ihre 85 Enziane (genau gezählte) verlassen musste. Auch im Lido (bevorzugte Lage am See) werden die Verträge jeweils nur für zwei Jahre mit den Besitzern abgeschlossen – Gärtnern auf Zeit, bis ihnen irgendwann mal gekündigt wird.

 

Warum sollte man euer Buch kaufen? Was macht es so speziell?

Weil es ein wundervolles Buch ist (sie lacht) – eine Reise in das innere Herz der Schrebergärten mit all ihren 14 Lebensgeschichten, der Freude und Liebe für die Pflanzen und dem Anbau der eigenen Lebensmittel. Und: Das Buch ist sehr schön gestaltet. Die Bilder und der Text entführen die Leser (und wir hoffen es werden Viele) in eine Welt die mehr als «Buschbohnen und Gartenzwerg» ist – dies war übrigens unser erster Arbeitstitel für das Buch. Es vermittelt auch ein Kulturgut – die Schrebergärten und deren kulturelle und ökologische Wichtigkeit in Zeiten des Klimawandels.

 

rr/21.3.2019

Bilder/ Gabi Vogt

 

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Über unser Projekt

Ein hebräisches Sprichwort sagt: „Zeige mir Deinen Garten und ich sage Dir, wer Du bist.“ Das hat uns inspiriert. Wir, die Autorin Stephanie Elmer und die Fotografin Gabi Vogt, haben Gärtner und Gärtnerinnen in ihren Schrebergärten besucht und in Text und Bild porträtiert. Diese Porträts vereinen wir in einem Buch.

 

Das Projektteam

Stephanie Elmer, Autorin

Gabi Vogt, Fotografin,www.gabivogt.ch

Karin Meier und Felix Gübeli, Grafik, www.8grafik.ch

Judith Luks, Verlagsleiterin, Edition Clandestin, www.edition-clandestin.ch

 

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