Einige halten Urban Gardening für einen Trend, der wieder verschwinden wird. Andere sehen darin Mini Modelle für die Stadt der Zukunft in denen Nahrungsmittelanbau und Stadtleben wieder stärker miteinander verwoben werden. Ich schliesse mich den Anderen an, die davon überzeugt sind, dass neue Modelle unsere Städte noch lebenswerter und ökologischer machen. Der Garten ist ein guter Ort, sich dieser Zukunft anzunähern.
Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt.
Afrikanisches Sprichwort
Ich finde die Definition von Martin Rasper aus seinem Buch "Vom Gärtnern in der Stadt", Seite 48, sehr schön.
Ein Ort des Wachstums, der Begegnung, des Lernens. Ein Ort für Menschen, Pflanzen, Tiere. Eine Einladung, die Stadt - und die Gesellschaft; doch so hoch darf man ruhig mal greifen - neu zu denken. Es geht darum, was in der Stadt alles möglich ist. "Eine andere Welt ist pflanzbar" heisst der Spruch, den die Filmemacherin Ella von der Haide geprägt hat und der zum Schlachtruf der urbanen Gartenbewegung geworden ist. Der Garten als Ort der Möglichkeiten, der Utopien, als Nicht-Ort im wahrsten Sinn des Wortes.
Bei der Recherche und Dokumentation der Gärten halte ich mich an untenstehende Typologie. Einige Gärten beinhalten mehrere Formen. Ich werde sie nach ihrem Schwerpunkt zuordnen.
Gemeinschaftsgarten
Oberbegriff für alle Formen von Gärten, die mehr oder weniger gemeinsam bewirtschaftet werden.
Variationen: Nachbarschaftsgarten, Quatiergarten, Mietergarten
Familiengarten
Die verbreiteste Gartenform, 24'000 Mitglieder. Das Land gehört meistens der Stadt, die Vereine verwalten es für Ihre Mitglieder.
Interkultureller Garten
Gemeinschaftsgarten, der von Migrantinnen und Migranten verschiedener Herkunft bepflanzt wird. Meist hat jede Person oder Familie ein eigenes Beet zur Bepflanzung, daneben gibt es Gemeinschaftsflächen.
Pädagogischer Garten
Orte des Lernens. Alle urbanen Gartenprojekte haben mehr oder weniger eine solche Intention. Speziell sind hier aber die Schülergärten und das Projekt Gartenkind, sowie Generationengärten gemeint.
Solidarische Landwirtschaft
Produzenten schliessen direkte Abnahme-verträge mit den städtischen Konsumenten via einem Abo ab. Mitarbeit erwünscht, erforderlich.
Quelle: Kleingärten, Laura Schwerzmann, 2013 und Vom Gärtnern in der Stadt, Martin Rasper, 2012
Die urbane Gartenlandschaft ist so vielfältig wie die Formen des gemeinschaftlichen Gärtnerns. Alle zu erfassen ist unmöglich. Alle zu erfassen ist auch nicht mein Vorhaben. Mir geht es darum einen vielfältigen Einblick in das gemeinschaftliche Gärtnern mit den verschiedenen Motiven und Lebensstilen zu zeigen. Ich freue mich auf Mailzuschriften neuer Projekte, geplanter Initiativen oder bestehender Gärten, die hier noch nicht vorkommen. Danke.